Dramatisches Saisonfinale: Tränen in Daegu und offener Konflikt bei Ulsan

Der letzte Spieltag der K-League 1 brachte am Sonntag emotionale Extreme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Daegu FC nach einem Jahrzehnt im Oberhaus den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss, gelang Ulsan HD zwar der Klassenerhalt, doch von Feierstimmung war im Ulsan-Munsu-Stadion keine Spur. Vielmehr entlud sich der Frust der Fans über eine verkorkste Saison, während zeitgleich schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Trainer Shin Tae-yong laut wurden.

Abschied unter Tränen

Für die Anhänger in Daegu endete der Tag in tiefer Trauer. Bis zur letzten Sekunde hatten die Fans ihre Mannschaft, die trotz des immensen Drucks noch an den Funken Hoffnung glaubte, lautstark unterstützt. Doch die Realität auf dem Platz sah anders aus. Bereits in der Anfangsphase der ersten Halbzeit musste Daegu zwei Gegentreffer gegen Anyang hinnehmen, was die Moral der Truppe sichtlich erschütterte.

Zwar zeigte der verletzungsgeplagte Starspieler Cesinha noch einmal seine ganze Klasse und erzielte in der Nachspielzeit den Anschlusstreffer zum Ausgleich, doch das erhoffte Wunder blieb aus. Nach zehn Jahren Erstligazugehörigkeit ist der Abstieg besiegelt. Trotz des sportlichen Misserfolgs zollten die Fans den Spielern, die bis zum Umfallen gekämpft hatten, Respekt – eine Szenerie, die im krassen Gegensatz zu den Geschehnissen in Ulsan stand.

Pfiffe statt Erleichterung beim „Glücks-Retter“

Ulsan HD, das die Saison auf dem neunten Tabellenplatz beendete, sicherte sich den Verbleib in der Liga nur durch fremde Schützenhilfe. Die Mannschaft unterlag im heimischen Stadion Jeju mit 0:1. Dass der Klassenerhalt dennoch gelang, war allein der Niederlage des Suwon FC gegen Gwangju geschuldet. Diese „Rettung durch die Hintertür“ sorgte auf den Rängen für Unmut.

Statt Jubel ernteten die Spieler ein gellendes Pfeifkonzert. Die Fans machten ihrem Ärger über die desolate Saisonleistung Luft. Ein Anhänger brachte die Stimmung auf den Punkt: „Wir sind nur dank anderer Teams nicht in die Relegation gerutscht. Ist das unser Anspruch? Man sollte sich schämen.“ Auch die Spieler zeigten sich einsichtig. Verteidiger Jung Seung-hyun gestand nach dem Match: „Egal wie, wir sind dringeblieben – oder besser gesagt, wir wurden dringelassen. Mir fehlen die Worte, um das zu rechtfertigen.“

Schwere Vorwürfe gegen Ex-Trainer Shin Tae-yong

Doch das sportliche Ergebnis rückte rasch in den Hintergrund, als brisante Details über interne Konflikte an die Öffentlichkeit drangen. Im Zentrum der Kritik steht der ehemalige Übungsleiter Shin Tae-yong. Verteidiger Jung Seung-hyun bestätigte Gerüchte über Handgreiflichkeiten seitens des Ex-Trainers. Auslöser war ein kursierendes Video, das Shin dabei zeigt, wie er Jung ins Gesicht fasst.

„Meine Eltern wären zutiefst verletzt, wenn sie das sähen“, erklärte Jung sichtlich bewegt. Er betonte, dass es sich nicht um einen Einzelfall gehandelt habe. „Selbst wenn er meint, es sei keine Gewalt – wenn der Empfänger es als solche empfindet, dann ist es Gewalt.“ Laut Jung litten zahlreiche Akteure, darunter auch ausländische Profis, unter der Führung Shins. Die ständigen Vorfälle hätten maßgeblich zum Absturz in der zweiten Saisonhälfte beigetragen. „Es war so viel, dass ich mich kaum an alles erinnern kann. Es war eine enorm schwierige Situation für uns alle.“

Kapitän kündigt weitere Enthüllungen an

Unterstützung erhielt Jung von seinem Kapitän Kim Young-gwon. Dieser hielt sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff noch bedeckt, kündigte aber eine baldige Stellungnahme an. „Heute werde ich mich noch zurückhalten“, so Kim gegenüber der Presse. Er wolle sich zunächst mit der Vereinsführung abstimmen. „Aber ich habe die Absicht, zu reden. Warten Sie ab, es wird ein Statement geben.“

Kim entschuldigte sich zudem bei den Fans für die schwache Saisonleistung: „Ich habe kein Gesicht, um mich zu rechtfertigen. Als Kapitän übernehme ich die Verantwortung und wir müssen alles daran setzen, dass sich so etwas im nächsten Jahr nicht wiederholt.“ Der Verein will sich erst nach einer internen Klärung offiziell zur Causa Shin äußern.

Spannung in der Relegation

Während für Ulsan und Daegu die reguläre Saison beendet ist, geht der Nervenkrimi für andere Klubs weiter. Der Suwon FC, der auf Rang zehn landete, muss sich gegen Bucheon behaupten. Der Tabellenelfte Jeju trifft in der Relegation auf den Zweitplatzierten der zweiten Liga, Suwon. Der Vorhang der regulären Saison ist gefallen, doch das Drama um Auf- und Abstieg geht in die Verlängerung.